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Letzten Herbst beim Biobäcker, ich so angesichts eines kleinen Stückes dunklen Apfelbrotes in Plastikumhüllung: Boah. Dich fress ich.
Wenige Minuten später an der Kasse, ich so angesichts des wahrhaft bombastischen Preises: Wooo-hoooo!
Abends dann alles weggeschmackofatzt, und direkt im Anschluss beschlossen, das auch selber zu können.
Nun ist es soweit. Apfelbrotzeit, Baby! Ich orientiere mich dabei an diesem Rezept bei Chefkoch, das man allerdings mit vielen, vielen Kleinstvariationen im Netz findet, mir dünkt irgendwie flau, dies hier sei das Original. Oder zumindest originaler.
Heute Morgen habe ich also erst einmal rund ein Kilo Äpfel geschält, vom Gehäuse befreit und grob geraspelt**. (Ich habe Braeburn genommen; normalerweise würde ich zu dem weniger süßen, dafür aber eher sauren Boskoop greifen, aber den mag der Mann nicht so gern.) Während des Raspelns habe ich die Schale ökologisch sinnvoll in meinem Magen entsorgt, was praktisch war, denn so gingen Vorbereitungen und Frühstück Hand in Hand.
Theoretisch hätte ich die Apfelmasse dann mit 200 Gramm braunem Zucker und etwas weniger als einen halben Teelöffel Zimt vermengt, praktisch hatte ich aber noch einen beeindruckenden Zimt-Zucker-Rest vom letzten Pfannkuchenmassaker über, und so hob ich halt rund 80 Gramm Restgemisch und 120 Gramm braunen Zucker unter die Fruchtteilchen. Wie viel Zimt also schlussendlich im Apfelbrot enthalten sein wird, kann ich schwerlich sagen, ich fürchte nur, es wird etwas zu viel sein.
Als nächstes begoss ich 250 Gramm Rosinen mit sehr großzügigen 4 Esslöffeln Rum, packte Deckel auf beide Gemische und ließ sie getrennt voneinander ein paar Stündchen ziehen*. So kommt Wasser aus den Äpfeln und Rum in die Rosinen. Als die Rosinen schön Rum-prall waren, hab ich sie zu den Äpfeln gekippt, das erschien mir logisch, und ich konnte schon mal ein bisschen was wegspülen; ich bin ja ein notorisch ordentliches Koch-und-Back-Häschen.
Im Laufe des Nachmittags habe ich immer wieder die geschmackliche Qualität der Mischung geprüft, die sich jedes Mal gar köstlich an meinen Gaumen schmiegte. Irgendwann fühlte ich mich allerdings gezwungen, dem Masseverlust mit feinen Scheibchen eines halben zusätzlichen Apfels entgegenzuwirken.
Am Abend, nach einem ganz wundervollen Spaziergang an dieser herrlich sonnenwarmen Frühlingsluft, machte ich mich daran, 500 Gramm Mehl, 25 Gramm gemahlene Walnüsse, zwei Esslöffel Kakaopulver, jeweils eine Messerspitze Kardamon und gemahlene Nelken sowie eine Prise Salz und 2 Päckchen Backpulver – die staubigen Zutaten also – zu vermengen und im nächsten Schritt mit dem nun wahrlich gut durchgezogenen Apfelgemisch zu einem glatten, aber festen Teig zu verarbeiten. Der war ohne zusätzliche Flüssigkeit zu trocken, und so goss ich nach und nach naturtrüben Apfelsaft hinzu, bis seine Konsistenz nicht mehr dazu verlockte, kleine Apfelgeschosse zu formen und die Katzen damit zu bewerfen, die vehement ihr eigenes, weniger vegetarisches Abendbrot einforderten.
Fun Fact:
Haselnusskerne sind ausreichend geröstet, sobald sie sich freiwillig aus ihrer Pelle schälen. Bei dem eh schon blanchierten Mandelhack ist eine maximal güldene Färbung okee.
Dann hab ich nur noch schnell die Haselnüsse und Mandeln getrennt voneinander ein paar Minuten in der Pfanne geröstet und im warmen Zustand unter den Teig gerührt, alles in eine große und eine kleine gefettete Kastenform gefüllt und diese wiederum in den 175°C umluftheißen Ofen gestellt. Das ist nun gut 30 Minuten her, und es duftet hier so derartig herrlich, als würde ich in einem riesigen Bratapfel hausen, was mir durchaus erstrebenswert erscheint.
Und hier nochmal alle Zutaten:
- 1000 g Äpfel (Boskoop, Braeburn oder andere, zum backen geeignete Sorte, ungeschält & inklusive Kerngehäuse. Nettogewicht my ass!)
- 200 g brauner Zucker
- 250 g Rosinen
- 100 g ganze Haselnusskerne
- 100 g gehackte Mandeln
- 25 g gemahlene Walnüsse
- 500 g 405er Mehl
- 2 Esslöffel Kakaopulver
- 4 Esslöffel Rum
- ¼–½ Teelöffel Zimt
- 1 Messerspitze gemahlene Nelken
- 1 Messerspitze Kardamon
- 1 Prise Salz
- 2 Päckchen Backpulver
- Apfelsaft (Naturtrüber Direktsaft)
Die Backzeit ist mit moderaten 60 Minuten angegeben. Ich werde mich jedoch an den Tipp aus dem zweiten Rezeptlink halten, die Brote nach der Backzeit nochmal für 10 weitere Minuten ohne Form zu backen – damit sie rundum eine schöne harte Kruste bekommen.
(------ Schnipp ------)
Das fertige Apfelbrot
Absolut saulecker. Allerdings werde ich beim nächten Mal maximal 5 Minuten ohne Kastenform dazugeben, die Kruste ist für meinen Geschmack etwas zu dunkel und hart geraten.
Happa allerseits!
* Ich wurde mehrfach gefragt, ob die Äpfel luftdicht ruhen oder ein einfacher Teller auf einer simplen Schüssel ausreichen würde, und ob Kühlschranklagerung empfohlen sei. Ich habe alle Kombinationen durch und kann berichten: Ist in allen Monaten mit > 6 Buchstaben völlig wurst.
** Ich lerne ja von Apfelbrot zu Apfelbrot dazu. Mittlerweile viertel ich etwas mehr als ein Drittel der Äpfel und schneide sie in feine Scheibchen, das macht eine hübsch anzusehende Struktur im Brot, und außerdem wird es dadurch ein wenig luftiger.