Inhalt
In einer dunklen, stürmischen Nacht krochen zwei winzige Kätzchen aus der Höhle, in der sie geboren waren. Zum ersten Mal wagten sie sich in die große, weite Welt.
Gobbolino der Hexenkater – erzählt von Renate Pichler Aus: Gobbolino der Hexenkater, wundervoll erzählt von Renate Pichler.*
Bei Dingen, die einem am meisten am Herzen liegen, weiß man ja oft nicht, wie man anfangen soll. So geht es mir mit Gobbolino, dem Hexenkater, der ersten Geschichte im ersten Heft der Hörspiel-und-read-along-Reihe „Erzähl mir was“.
Wenn es so etwas wie den einen Moment gibt, an dem es bei einem Kind *plöpp* macht und es nicht nur einfach Geschichten hören, sondern sie selber lesen will, dann war meiner irgendwann Anfang 1985, nachdem ich oben abgebildetes Heft im Zeitschriftenladen des lokalen Großsupermarktes erfolgreich bei meinen Eltern erbettelt hatte. Das Prinzip von Erzähl mir was ist großartig: Eine Geschichte – oder ein Teil davon – wird vom Erzähler vorgetragen, während im Heft der dazugehörige Text nebst wunderschönen Illustrationen zu finden ist. Immer, wenn es an der Zeit ist, umzublättern, ertönt ein heller Glockenton; es ist ganz allerliebst, und ich bekomme heute ganz feuchte Augen, wenn ich noch einmal ein Ohr hineinwerfe.
Jedenfalls war das mit mir und Gobbolino so: Ich wollte die Geschichte unbedingt selber lesen können. So lauschte ich immer und immer wieder der Kassette und zwang darüber hinaus meine Mutter mehrfach, sie mir vorzulesen. Eines Tages dann verkündete ich, sie müsse mir jetzt nicht mehr vorlesen, ich könne das ab jetzt selber; sie solle hingegen nun Platz nehmen und still sein. Wenn man den Erzählungen meiner Mutter Glauben schenken mag, setzte ich die ernsthafteste aller Mienen auf, die eine Vierjährige überhaupt aufzusetzen vermag, während ich den großen, noch kaum gefüllten Band würdevoll aufschlug und in gesetztem Tempo begann, ihr Gobbolino, der Hexenkater vorzulesen. Und obwohl ich an den richtigen Stellen von der einen Spalte zur anderen blickte und korrekt auf die nächste Seite wechselte, überwand meine Mutter irgendwann ihre Schreckstarre und verstand, dass ich nicht wie durch Zauberhand plötzlich Lesen konnte, sondern die ganze Geschichte lediglich auswendig gelernt hatte.
Gobbolino the Witch's Cat
Ursula Moray Williams
♥
Gobbolino ist ein kleiner schwarzer Kater, der – für einen Hexenkater völlig untypisch – blaue Augen und eine weiße Pfote hat. Während seine Schwester Sootica (deutsch: Rußnelda) sich fleißig darin übt, eine in jeder Hinsicht vorbildliche Hexenkatze zu werden, träumt Gobbolino von einem warmen Herd bei einer ganz normalen Familie – ein Makel, der seinen brutalen Rauswurf aus der Hexenhöhle zur Folge hat. Von nun an ist Gobbolino auf der Suche nach einem zu Hause, wird Ausstellungskater, Schiffskater, Turmkater, Showkater, … und jedes Mal aufs Neue wieder enttäuscht. Aber Gobbolino ist nicht nur aus magischem, sondern auch aus tapferem Holz geschnitzt, und so führt ihn seine Reise am Ende doch an den warmen Herd seiner Träume.
Natürlich kann ich Gobbolino the Witch's Cat nicht nach gängigen Maßstäben bewerten. Einerseits, weil es ein Kinderbuch ist, und andererseits, weil es die schönsten und unbeschwertesten Kindheitserinnerungen in mir hervorruft. Ich habe den durch und durch gutherzigen Hexenkater, der eigentlich nur ein simpler Hauskater sein möchte, als Kind unglaublich gern gehabt – und habe ihn heute noch genauso gern. Auch wenn die vergangenen 26 Jahre jemanden aus mir gemacht haben, der dem kleinen Kerl auf jeder zweiten Seite zurufen möchte, er solle nicht immer so gottverdammt gütig sein und seine Krallen mal kräftig in den Putz hauen.
Leider scheint es (neben den nicht mehr erhältlichen Erzähl-mir-was-Heften) keine deutsche Übersetzung zu geben.
* mit freundlicher Genehmigung der Eaglemoss Publishing Group LTD
12:52h
Bodecea sagt:
Hah! Das gleiche "Lesewunder" habe ich mit 5 mittels einer Dschungelbuch-LP (bin älter als du ;-)) und dem beiliegenden Textheft vollbracht. Leider flog es mangels Umblätter-Glöckchen und freierer Textinterpretation schneller auf.