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30. Dez 2010 Bücher 2010 (IV – Jane-Austen-Edition)
Der Reclam-Schuber Jane Austen – Die sechs Romane war ein Geschenk von meiner Mutter. ♥!
Stolz und Vorurteil
Jane Austen (Autor), Ursula und Christian Grawe (Übersetzer)
★★★★★★★★☆☆
Stolz und Vorurteil ist im Grunde eine bissige Gesellschaftskritik im rosaroten Romantikpelz. Im Mittelpunkt steht Elisabeth Bennet, die zweite von fünf möglichst vorteilhaft zu verheiratenden Töchtern einer völlig überspannten Klatschbase und eines Stoikers, der blöderweise seinen Töchtern seine Habe nicht vermachen kann, da die Erbfolge nun mal nicht mit Frauen kann. Als Elisabeth auf den stolzen Gutsherren Mr. Darcy trifft und sich von ihm herablassend behandelt fühlt, beginnt ein überaus amüsantes Wechselspiel: Mal ist die eine in ihrem Stolz verletzt, mal ist der andere zu schnell in seinem Urteil, und am Ende … Ach, lassen wir das.
Jane Austen hat bei mir schon auf den ersten Seiten von Stolz und Vorurteil gewonnen; ich habe mich köstlich über den familiären Schlagabtausch amüsiert und mochte ihren Blick auf Menschen sofort. Generell strotzt dieses Buch von großartigen Dialogen, und ich bin absolut fasziniert, wie feinsinnig die Themen Stolz und Vorurteil in Handlung und Personen gleichermaßen verwoben sind; es ist fast mit einer Symphonie vergleichbar, in der ein Thema immer wieder neu aufgriffen wird – manchmal deutlich hörbar, oft aber nur in einer leisen Anklängen und Variationen.
Verstand und Gefühl
Jane Austen (Autor), Ursula und Christian Grawe (Übersetzer)
★★★★★☆☆☆☆☆
Mit Verstand und Gefühl hatte ich so meine Probleme. Das mag auch daran liegen, dass ich keine der beiden Protagonistinnen, weder die strunzvernünftige Elenor, noch die hochemotionale Marianne, sonderlich leiden mochte. Die beiden Schwestern sind grundverschieden, teilen aber im Verlauf des Buches beide ein Schicksal: Das der scheinbar nicht erfüllten und nie erfüllbaren Liebe. Sie wachsen daran, lernen, die Eigenschaften des anderen zu schätzen, und finden am Ende … Ach, lassen wir das.
Auch in diesem Roman verwebt Jane Austen die beiden titelgebenden Themen kunstvoll in Menschen und Handlungen; mir war da aber ein bisschen zu viel Hin und auf jeden Fall zu viel Her in der Geschichte; insbesondere die regen Ortswechsel und die lebhaften Familien- und Bekanntschaftsverstrickungen haben mich ermüdet, und so hat sich Verstand und Gefühl gezogen wie Kaugummi.
Kloster Northanger
Jane Austen (Autor), Ursula und Christian Grawe (Übersetzer)
★★★★★★★★☆☆
Mein Liebling unter den Austen-Romanen! Ich habe das halbe Buch mit Gackern zugebracht, da es für mich völlig überraschend kam, dass Jane Austen ihr eigenes und mehrere weitere Genres gleich mit parodiert, während sie gleichzeitig ein flammendes Plädoyer für das Lesen von Romanen hält.
In Kloster Northanger erzählt Jane Austen die Geschichte der ungeschliffenen Siebzehnjährigen Catherine, die den Kopf voll mit Flausen aus Schauerromanen hat und sich gleich zu Beginn ihres Aufenthaltes im Kurort Bath in den jungen, hochgebildeten Henry verliebt. Doch es wäre ja zu einfach, wenn es keine Wirrungen, die sich dem jungen Glück in den Weg stellen, zu überwinden gäbe, und am Ende … Ach, lassen wir das.
Kloster Northanger ist überaus reizend und witzig. Und Frau Austen war, wie ich glaube, eine ganz schön bissige Zicke.
Überredung
Jane Austen (Autor), Ursula und Christian Grawe (Übersetzer)
★★★★★★★☆☆☆
Anne Elliot schlägt völlig aus der Art, wenn man sie mit den anderen Austen-Figuren vergleicht. Sie ist mit 27 Jahren schon geradezu alt, hat ihre große Liebe Frederick Wentworth bereits vor Jahren gefunden und wieder verloren, hat sich in ihr Schicksal ergeben und lebt ihr Leben in der Gewissheit, dass sich für sie nichts mehr ändern wird. Bis – ja bis sich ihre und die Wege ihrer Familie wieder mit denen Wentworths kreuzen. Sie blüht tatsächlich langsam wieder auf, und am Ende … Ach, lassen wir das.
Überredung ist das einzige Buch unter diesen vieren, in dem ich gerade zu Anfang manche Schachtelsätze mehrfach lesen musste; alle anderen Bücher lasen sich ganz flüssig, geradezu federleicht. Nichtsdestotrotz fand ich es großartig, und habe es auch fast in einem Haps weggelesen. Übrigens stoße ich mich hier am meisten an dem deutschen Titel; auch wenn ich nie Originale lese, kommt mir gerade »Überredung« außergewöhnlich hölzern vor.
Im Schuber enthalten, hier aber nicht gelistet sind Emma und Mansfield Park. Vier Austen-Romane am Stück waren wie vier Tage Sahnehering hintereinander – nach dem letzten Bissen schwört man sich, nie, nie wieder auch nur einen Happen zu essen. Ich bräucht’ also ein kleines bisschen Abstand.
Ursprünglich habe ich die 4 Romane zwischen Eine Billion Dollar und Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch gelesen.