Inhalt
13. Jan 2010 (N59)
Eines der Dinge, die ich schon immer gut konnte, war Schlafen. Ich gehöre zu den sogenannten B-Menschen: in einer perfekten Welt würde ich bis 1 oder 2 Uhr wachen und dann ziemlich genau 8 Stunden friedlich schlummern. Dem Leben mit Mann, angestellt und arbeitszeitgebunden, ist es geschuldet, dass meine Schlafrealität ein wenig anders aussieht. Aber ich quäle mich nur wenig – solange ich ein Minimum von 7 Schlafstunden pro Nacht verbuchen kann, ist alles rosig und gut. Alles unter 7 Stunden zusammenhängenden Schlafes hingegen macht mich zu einer ausgesprochen ungenießbaren Zeitgenossin, die ihre eigene Gesellschaft kaum erträgt und weinerliche Blogartikel schreibt.
Im Durchschlafen, übrigens, war ich immer derart gut, dass es fast schon schade ist, dass es nie zu einer sportlichen Disziplin gemacht wurde. Man stelle sich all die schönen Pokale vor, die ich hätte gewinnen können, Olympisches Gold für Durchschlafen, und imaginiere die kleinen Alltagssorgen, die sich daraus ergeben hätten: Wohin mit den ganzen Auszeichnungen? Regale ins Kämmerchen fürs Understatement, oder doch gleich völlig ehrlich mit einer Wohnwand protzen? Und wenn Wohnwand, wer staubt sie dann regelmäßig ab? Aber, ach, kommen wir doch ohne weitere Umschweife zum Punkt:
Ich habe mein Schlaf-Mojo verloren.
Ich schlafe nicht mehr durch.
Es ist fast, als hätte mir der Körper den Melatoninhahn zugedreht – denn ich, die ich jahrelang den Wecker des Mannes vollständig zu überhören in der Lage war, ich(!), die ungekrönte Königin des nie enden wollenden Tiefschlafes, erwache seit ein paar Wochen täglich zwischen 5:25 Uhr und 5:35 Uhr, ohne dass etwas in unseren Räumlichkeiten auch nur einen Mucks macht.
Ich erwache entweder von den Tätigkeiten des Nachbarn unter uns (heute Morgen hörte ich einen Zahnbürstenfuß in einem Glas aufschlagen – nur kurz nachdem ich knapp davor war, anhand des Wasserklanges herauszufinden, ob da ein durchflusshemmender Duschkopfspareinsatz am Werke ist). Oder weil der Supermarktparkplatz hinterm Haus vom Schnee befreit wird.
Weiterhin erwache ich zu anderen UhrUnzeiten, weil die grobmotorische Nachbarin die Treppe derart minderelagant hinabschreitet, dass ich Angst habe, sie könnte die Wand durchbrechen. Oder weil sich der Mann neben mir umdreht. Oder ein Rollo 2 Etagen tiefer quietscht.
Ich habe mein Schlaf-Mojo verloren.
Ich schlafe nicht mehr durch.
Es ist geradezu lächerlich.
13:51h
Garvin sagt:
Propofolmojovoll.
14:41h
hinterlektuelles sagt:
Wenn das jetzt auch #Kryptocontent ist, haben Sie sich einen weiteren Pokal verdient!
23:23h
Johannes sagt:
Altersdings. Bei mir lautet die Uhrzeit 6:25 Uhr. Früher war alles besser.
00:46h
Denise sagt:
Man wird älter. Und da braucht man weniger Schlaf… Hab ich jedenfalls gehört :)
02:14h
YellowLed sagt:
Man nennt das auch „senile Bettflucht“.
09:26h
Franzi sagt:
Meine Uhrzeit war mal 4:43. Nach zwei Wochen ging es dann wieder und dasselbe wünsche ich dir auch. Das Schlaf-Mojo wird zurück kommen, ich verspreche es.
12:19h
serotonic sagt:
Garvin:
Mein Privatarzt ist begeistert!
hinterlektuelles:
Ich komme einmal wieder nicht umhin, Ihrem Hinterdings Respekt zu zollen ;D
Johannes, Denise, YellowLed:
Jetzt hört aber ma auf, ich hab noch nicht mal die 30 voll, ich gehe davon aus, noch ein paar Jährchen zu haben, bevor dieses Alterdings eintritt. Und wenn ichs wegnegieren muss!
Franzi:
Sowas wollt ich hören, vielen Dank! ;)
23:58h
Laleynia sagt:
danke, heute hast Du meinen Tag gerettet. Ich musste lachen! Das ist sooo schön beschrieben - und sooo wahr. Wie schön, ich bin doch kein Allien, es gibt noch mehr von uns! Das geilste ist die "minderelegante Nachbarin". Bei mir heißt sie "Boller-Paus", nicht nur wegen ihrer Pausbacken. Sie kennt auch nicht die Funktion einer Türklinke, abgesehen vom festen Tritt.
Hihi, und die Zahnbürste… schön beschrieben, wirklich.
Aber ich glaube nicht, dass es das Alter ist. Dann würde man sich ja trotz weniger Schlaf wohlfühlen, oder nicht? Dann BRAUCHT man ja weniger davon. Aber unsereins bekommt einfach nicht mehr genug —- wahrscheinlich Mangel an Geborgenheit, Sicherheit, Schutz, Zufriedenheit, oder was? Zu viel Stress, zu wenig von allem, was gut schlafen lässt ??? Keine Ahnung. Jedenfalls hast Du es schön geschrieben! Grüße von einer Schwester im Leid L.
16:53h
Flug sagt:
Du sprichst mir aus der Seele ^^ Wir hatten die letzten Wochen Klausurphase an der Uni… ich bin zum Teil ohne fremden Einfluss um 6 Uhr aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen :-(
Seit heute ist das Leben wieder "normal" und ich hoffe, der Schlaf kommt auch wieder :)
—-
edit 2010/02/10 by serotonic:
Hey „Flug“, du hast sicherlich nichts dagegen, dass ich deine URL gelöscht habe – sonst würde man noch denken, du würdest Social Media SEO-mäßig mit Werbung untergraben wollen. Wie ungeschickt das wäre!