Inhalt
Zutaten
- 1 stattlicher Wirsing
- 1 mindestens ebenso stattliche Zwiebel
- 100 g roher Schinken
- 100 g Schmand
- 100 ml Gemüsebrühe
- Salz & Pfeffer
- bisschen Butter
Liebe Kinder, die Tante kocht heute mit euch, und zwar ordinären, gut bürgerlichen Wirsing. Alles was ihr braucht, steht hier links auf Grün; Messer, Brettchen, Schüssel, Herd und ein großer Kochtopf wären nicht schlecht, und außerdem braucht ihr natürlich Hunger, ist ja klar [hahahaha].
Vorschlag: Als erstes macht ihr in einem Rutsch die ganze dreckige Schnippelarbeit. Das heißt konkret: Zwiebel und Schinken grob würfeln. Was den Schinken angeht, so finde ich es persönlich immer angemessen, wenn er von einem Bio-Schwein stammt, und außerdem sag ich auch immer demütig danke, aber das nur am Rande. Man kann auch den Schinken komplett überspringen (dann sagt das Schwein danke, noch schöner). Aber fahren wir fort, denn von ethischen Überlegungen wird der Wirsing schließlich nicht stückiger.
Dafür zupft ihr besser einige schöne, dunkle Blätter vom Wirsing, legt sie beiseite und knöpft euch das Kernstück vor. Dazu viertelt ihr es, trennt den Strunk heraus und schneidet die Teile in feine Streifen. Wenn ihr das erledigt habt, widmet ihr euch wieder den beiseitegelegten Blättern, schneidet die dicke Rippe aus ihrer Mitte, legt mehrere übereinander, rollt sie (also die Blätter, nicht die Rippe) eng auf und schneidet die Rollen in feine Scheiben. Wenn Nicht-Köche anwesend sind, könnt ihr an dieser Stelle beiläufig „Ach, jetzt noch schnell die Wirsing-Chiffonade“ murmeln, vielleicht beeindruckt ihr damit tatsächlich jemanden, man weiß ja nie.
Kommen wir nun zum heißen Teil der Arbeit: Ihr schnappt euch den großen Topf und haut ein ordentliches Stück Butter hinein, das ihr dann erhitzt (aber nicht auf volle Pulle, meine Damen und Herren, das verträgt die Butter nicht!), um dann die Zwiebeln und den Speck darin auszulassen. Sobald die Zwiebeln glasig sind, werft ihr auch die Wirsing-Chiffonade in den Topf, die ihr dann unter Verwendung eures Holz-Pfannenwenders (der in der Utensilien-Auflistung oben fehlt), ordentlich – nun ja – pfannenwendet, halt nur im Topf, *grunz* und *gacker*. Ihr topfwendet also, bis die Chiffonade eine tolle Farbe hat. Wer es deftiger mag, überschreitet die Grenze zum Schmoren. So oder so – anschließend wird mit Gemüsebrühe abgelöscht, und zwar nicht unbedingt mit den ganzen 100 ml, sondern nach Gefühl. Soll ja schließlich keine Wirsing-Suppe werden.
Jetzt nur noch schnell Temperatur auf ein Mittelmaß heruntergedreht, die anderen Wirsingteilchen untergehoben und den Schmand eingerührt, dann haben wir je nach Geschmack zwischen 10 (knackig & frisch) und 20 Minuten (wie bei Muttern) Zeit, die Küche wieder in ihren Ursprungszustand zu versetzen, bevor wir mit Salz und Pfeffer abschmecken und uns endlich die Bäuche vollschlagen können. (Wenn wir klug sind Sättigungsbeilagen lieben, haben wir parallel zu dem Ganzen 1, 2 Handvoll mehlig kochender Kartoffeln in Salzwasser gegart, aber das nur am Rande.)
Hier würdet ihr ein Foto sehen, hätte ich eins gemacht. Happa!
16:25h
Trotzendorff sagt:
Das ist jetzt nicht besonders originell, aber ein Kochbuch in diesem Stil, in dieser Sprache — Ich würd’s ja kaufen …
20:51h
serotonic sagt:
… ich find das schon reichlich originell, weil: Das wäre ja wohl das völlig ineffizienteste Kochbuch ever. Ich käme aus dem Fluchen nicht mehr raus! (Ick freu mir :))
08:22h
Trotzendorff sagt:
Und schon haben wir einen Titel! "Das leider völlig ineffizienteste Kochbuch der Welt — Sie werden aus dem Fluchen nicht mehr rauskommen" …
09:18h
serotonic sagt:
Hihi, du hast Recht, das klingt ja geradezu catchy! Dann muss ich mich aber ranmachen, 2 läppische Rezepte reichen auch für das ineffizienteste Kochbuch der Welt nicht aus. Dieses Jahr wird das aber nix mehr!
09:49h
Trotzendorff sagt:
Also unter 20 Rezepten brauchst Du da gar nicht drüber nachzudenken. Auch das ineffizienteste Kochbuch der Welt will ja schließlich effizient daherkommen. Aber ich frag schonmal bei Gräfe und Unzer an, ja? Und wir machen dann 70:30?
16:43h
serotonic sagt:
[Schlüpft in ihr Basar-Outfit]
Gute Idee, aber, oh, du willst mich umbringen?! Wie soll ich denn so meine Katzen ernähren, 30 Prozent! Nein, wirklich, ich habe eine gesunde Mutter zu versorgen und bekomme bestimmt wunde Fingerspitzen vom Tippen, niemals kann ich 30 Prozent abgeben, mein Mann müsste seine Wohlstandsadipositas abbauen, und siehst du hier, mein schlimmes Bein, wie soll das jemals wieder heilen, wenn ich 30 Prozent abgeben, aber für 100 Prozent arbeiten muss?
17:16h
Trotzendorff sagt:
[Schlüpft in sein Halsabschneider-Outfit]
Aber wieso denn 30?
17:55h
serotonic sagt:
Wie, 70 Prozent für DICH? Nein, also, unter diesem Umständen schreibe ich niemals, hörst du, NIEMALS ein Kochbuch! Eine arme, ehrliche Nachwuchsautorin noch ärmer machen – ich bin so entsetzt, ich könnte meine Arme nicht verzweifelter gen Weltdach werfen!
10:02h
Trotzendorff sagt:
*zähneknirsch*
Ich könnte noch dieses Messerset, ach, was sage ich, diese ZWEI Messersets oben drauf legen. Und jetzt Obacht! Ist das Qualitätsware? Schau Dir doch nur mal das Filetiermesser an! Und das Brotmesser! Dieser Schliff! Dieser Griff! Und dazu, und das mache ich nicht jeden Tag, dazu gibt es nicht ein, nicht zwei, nicht drei … Nein! Dazu gibt es noch diese VIER Steakmesser. Und ein Steak.
10:08h
serotonic sagt:
OH! MEIN! GOTT! Trotzendorff, ist das wirklich WAHR? Gleich ZWEI Messersets? Ich kann ja meinen Augen nicht trauen, das! ist! ja! der! Wahnsinn! Und ein STEAK, das werde ich sofort braten! Das ist ja SO PRAKTISCH, du lieferst die Vorlage für das nächste Rezept ja direkt mit; ich! bin! BEGEISTERT!
22:42h
Kiki sagt:
Hinreissend. Ich hasse Wirsing, aber nach dieser Lektüre würde ich mir glatt einen anschaffen.
+1 für das Kochbuch. #meinjanur