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13. Aug 2013 brand eins: »Bloggen, weil man muss«
Liebe Freunde der serokratie, Passanten, brand-eins-Leser!
Seit dem 26. Juli ist die aktuelle brand eins zum Thema »Privat. Das Recht, in Ruhe gelassen zu werden« im Kiosk Ihres Vertrauens erhältlich – und das erzähle ich Ihnen mit so großem Tamtam, damit Sie die darin enthaltenen und überaus reizenden Portraits über Christoph Kappes, Enno Park, Meike Lobo, Patricia Cammarata und mich bloß nicht verpassen.
Was wir fünf gemeinsam haben? Wir bloggen. Und wir geben Privates preis – über das Dasein als Cyborg, über den Tod, über unser Leben – oder über unsere Blickwinkel auf politische und gesellschaftliche Themen. Aber warum sprechen wir über Privates? Und warum gerade öffentlich?
Jemand sehr Kluges gab darauf einmal folgende Antwort: Weil sich das Konzept der Kommunikation nun mal bewährt hat.
Und tatsächlich ist das auch der Grund, warum ich blogge. Ich schreibe für mein Leben gern – aber solange niemand meine Worte liest, bleiben sie auch nur das: Worte. Sie werden erst zu Kommunikation, wenn ich sie mit jemanden teile.
Dass es nicht nur Sonnenseiten hat, seine Gedanken der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, dürfte jedem klar sein, der hin und wieder unter Menschen ist. Auch auf meinem Blog rechnete ich mit vielem: Mit unerbittlichen Diskussionen und gelegentlichem Unflat, mit konträren Meinungen und unangemessenem Urteil. Kurz: Ich war auf all das vorbereitet, was nun mal auch im nicht-digitalen Raum mit sozialer Interaktion einhergeht. Ich rechnete jedoch nicht damit, gestalkt zu werden. Es ist wohl kaum überraschend, dass es mich einiges an Kraft kostete, weitestgehend unbeeindruckt weiterzubloggen. Trotzdem kam es für mich nie in Frage, aus diesem Grund mein Blog zu schließen – und zwar der Sonnenseiten wegen.
Sonnenseiten, die da sind: Menschen, die erst nur Blogkollegen waren und im Laufe der Jahre zu Freunden wurden. Persönliche Sichtweisen, die dort Zusammenhänge schufen, wo ich selbst keine sah. Erfahrungen Fremder, an denen ich teilhaben und ganz selbstverständlich mitwachsen durfte. Lebhafte Auseinandersetzungen, die mein Weltbild in Frage stellten und neu justierten. Ungewöhnliche Themen, die meinen Horizont erweiterten und mein Denken bereicherten. Neugierde. Offenheit. Furchtlosigkeit. Naivität in ihrer reinsten Form.
Und tatsächlich ist es Naivität, die mir von Kritikern am häufigsten vorgeworfen wird, sobald das Thema Onlinestalking zur Sprache kommt. Sie liegen jedoch falsch, wenn sie glauben, dass ich leichtfertig mit meiner Privatheit und der der mir nahestehenden Menschen umgehe. Wenn aber Naivität bedeutet, dass ich nicht bereit bin, all das Gute, Schöne und Wertvolle den Schattenseiten zu opfern – dann haben sie wohl verdammt recht.
In diesem Sinne:
Willkommen in der serokratie!
Jens Tönnesmanns Streifzug durch die Blogosphäre
finden Sie in der August-Ausgabe der brand eins auf Seite 44 ff oder online auf brandeins.de.
Einstieg gefällig?
- Wie ich kürzlich meiner Metzgersfrau gern den [Tüdeldü] [verdingst] hätte.
- Von Lämmern und Löwinnen
- Heimat
- Warum Diätwerbung auf Facebook für mich kein Zuckerschlecken ist.
- Was tun bei verpiepsten Mööp?
(Außerdem liebe ich Bücher, Filme, Serien und gutes Essen.)
18:58h
Frau Maki sagt:
Du bist SO toll!
19:23h
Christian Buggisch sagt:
"Ihr Blog ist der Ort im Netz, den man aufsuchen sollte, wenn man schlechte Laune hat und Ablenkung braucht." - Ich finde, das ist ein ziemlich nettes Kompliment … (Ich finde aber, man kann dein Blog auch aufsuchen, wenn man gute Laune hat.)
19:53h
serotonic sagt:
Frau Maki, Küsschen! <3
Christian Buggisch, das finde ich auch – wenngleich mein Selbstbild als Gute-Laune-Bloggerin durchaus noch Entwicklungspotential hat. (Und Danke! Das habe ich auch sehr gehofft.)
20:42h
Robert sagt:
Hmm… ich fürchte, ich werde mir dann doch mal toten Baum kaufen müssen. So mal ganz ausnahmsweise, obwohl Hochglanz, welcher hier im Hause selbst von den wuseligen Untermieterinnen sonst nicht goutiert wird, die hier im Haus nämlich sonst die leidenschaftlichsten Zeitungskonsumenten sind (auch wenn man dem Verlag wohl nicht die genaue Art des Konsums erklären darf… aber ich schweife ab).
Jedenfalls gehört die gepflegte Serokratie seit einiger Zeit zu meinen regelmäßigen virtuellen Besuchsorten; ich bin so auch quasi deutlich öfter im Rheinland zu Besuch, als ich es vorher als überzeugtes Ruhrpottkind je vermutet hätte. Oft amüsant, manchmal traurig. Niemals langweilig oder uninteressant. Mehr davon bitte. :)
PS: das Foto im Artikel ist allerdings offenkundig veraltet: geradezu skandalös unblau.
01:20h
Bachsau sagt:
Wenn ich deinen Blog lese fallen mir viele absurde Attribute zu dir ein, aber alles davon ist eine Weltreise entfernt von "dumm" oder "naiv".
02:24h
Dunkelangst sagt:
Sehr schöner Artikel! Und übrigens auch sehr schöner Blog! Ich lese deinen Blog schon seit #Aufschrei und nun hinterlasse ich auch mal einen Kommentar:
Ich lese deinen Nlog nämlich durchaus auch unabhängig von meiner Laune, weil du einfach einen schönen Schreibstil und tolle Themen hast!
11:48h
serotonic sagt:
Ich störe mich übrigens gar nicht daran, dass Jens die serokratie als Anlaufpunkt empfiehlt, wenn man schlechte Laune hat und Ablenkung braucht. Das ist doch ganz wundervoll!
Es war mir nur wichtig, das Warum zu ergänzen. Und zu sagen, dass es das Risiko wert ist, sich privat zu geben und sich auch ein Stück weit angreif- und verletzbar zu machen.
(Überhaupt, kaufen Sie die brand eins! Den Themenschwerpunkt Privatheit hat Enno hier schön kompakt zusammengefasst.)
13:58h
Uschi sagt:
Hach. Das Heft liegt schon zu Hause, dann werde ich mich da gleich mal draufstürzen.
Und Dein "Warum" gefällt mir bestens!
09:13h
susanne sagt:
Ich lese zu selten hier, das sollte ich dringend ändern.
Durch den link kam ich zu dem "Heimat"-Artikel - da könnte man endlos kommentieren. Danke. Bei mir liegt nämlich gerade ein Stück, das ich anfing, als ich vor einem Vierteljahr wieder mal in Deutschland und am Grab meiner Großeltern war, und ich schleiche ums Weiterschreiben herum.
Privatheit - ein heikles Thema, aber ich mag diese persönlichen Artikel sehr. Nur das Heft kann ich mir nicht kaufen, das führt hier kein Laden ;-)
14:01h
HJF sagt:
…hab gerade die Brandeins auf dem Tisch und den Bericht gelesen von den "Bloggern" …. Sehr interessant …. Auch du!
Muss da echt überlegen ob ich nicht auch sowas mal machen soll…..
Gruß aus Bayern….hoffe dir hat München gefallen……
bzbe hj