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08. Jun 2009 … und ’ne Buddel voll Rum.
Gestern, bei der EU-Wahl, habe ich mein Kreuz bei der Piratenpartei gemacht. Es war das allererste Mal, dass ich meine Stimme nicht zögerlich vergab: Ich klappte den Wahlschein auf, scannte, erkannte, freute mich, markierte mit dem Finger den Namen links, fuhr in einer horizontalen Gerade nach rechts, dachte „Hohoho!“, grinste und setze den Kugelschreiber an, um kurz darauf meinen Wahlschein geradezu beschwingt in die Wahlurne zu pfeffern. Überzeugt wählen, das ist für mich ein Novum.
Ich komme familientraditionsgemäß aus rotem Hause, wuchs quasi mit der SPD als „die einzig Wählbaren“ auf, und erweiterte gemäß meines eigenen grün ausgerichteten Naturells selbständig um Die Grünen (Zur Illustration: Ich bekam schon mit 5 einen waschechten Schrei- und Heulkrampf, wenn meine Eltern leere Zigarettenschachteln aus dem Autofenster warfen, um nur wenige Jahre später ein so hartnäckiger Diskussionspartner zu werden, dass sie lieber freiwillig bis zum nächsten Mülleimer mit der Entsorgung warteten). Und so wählte ich brav bei den wenigen sich mir bietenden Gelegenheiten rot-grün – jedoch immer zögerlich und unsicher, ob ich wirklich das Richtige tat.
Das war gestern so sehr anders, dass ich am liebsten direkt nochmal zur Wahlurne schreiten würde.
Vielleicht darf ich ja wirklich nochmal, dieses Jahr. Nochmal überzeugt mein Kreuzchen setzen, weil ich weiß, dass die Piratenpartei es wert ist, mit meiner Stimme unterstützt zu werden. Warum das so ist, hat Anke aus mehreren überaus lesenswerten Quellen zusammengetragen, und auch ich möchte mit heftig winkender Geste und aufgeregtem Nicken auf die Ziele der Piraten hinweisen.
Es bleiben nur noch 46 Tage Zeit, um die verbliebenen 30% Unterschriften für die Zulassung zur Bundestagswahl zu sammeln. Jeder kann mithelfen, die Piratenpartei auf den Stimmzettel zu setzen – egal welche Partei man am Ende auch wählen will.
14:39h
Siri sagt:
Ich habe auch mit Überzeugung gewählt, aber nicht die Piraten: Mein Mann und ich machen schon seit einigen Wahlen nur noch ein großes Kreuz, quer über die gesamte Seite. Auf die Weise können wir nicht als Nichtwähler ignoriert werden und gehen den Parteien ans Geld.
16:17h
serotonic sagt:
Es ist durchaus verlockend, jetzt eine argumentgespickte Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Ungültig-Wählens als Protesthaltung loszutreten. Ich überspringe den Teil und komme direkt zur Meinung:
Eine bewusst ungültige Stimmabgabe aus Prinzip und Tradition macht es natürlich auf einfachstem Wege möglich, sich hinterher pauschal auf die Schulter klopfen zu können. Mein Demokratieverständnis sieht freilich anders aus.
16:32h
Christian sagt:
Ein Kreuz durch alle Parteien? Naja. Jedem seine Meinung(säußerung), nicht wahr?
Aber versprich mir bitte, dass ich in den nächsten Jahren weder von Dir noch von Deinem Mann irgendwelches Rumgejammer über die "da oben" aka. "die machen doch eh was sie wollen" höre, ok?
Merci.
absolute serokratie am : http://serotonic.de/id-77.html