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02. Sep 2011 Buch: Harry Potter (Bände 1–3)
Ich erzählte ja bereits, dass ich die Potterromane regelrecht und fast am Stück aufaß. Das war aber nicht bei allen Teilen so. Es ist sogar eher zu befürchten, dass ich niemals über Teil 2 hinausgekommen wäre, hätte der Mann mir nicht in geradezu weiser Voraussicht die komplette Box geschenkt. (Man kann Bücher ja nicht einfach ungelesen stehen lassen, wenn sie doch nun schon mal da sind.)
Harry Potter und der Stein der Weisen
Joanne K. Rowling (Autor), Klaus Fritz (Übersetzer)
Der erste Band ist ein echtes Kinderbuch: Harry Potter, dem schmächtigen, elfjährigen Waisenjungen, der betont ungeliebt von seiner Tante und dem dazugehörigen Onkel aufgezogen wird, wird offenbart, dass er ein Zauberer ist und seine Schulzeit fortan auf der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei verbringen soll. Dort findet er in seinen Schulhaus-Kameraden Ron und Hermine zum ersten Mal in seinem Leben echte Freunde, und erlebt mit ihnen gemeinsam auch direkt sein erstes großes Abenteuer. Harry lernt also in seinem ersten Jahr auf Hogwarts nicht nur eine Menge über die Zauberei, sondern noch viel mehr über sich selbst, über seine Vergangenheit – und über die Kräfte, die in ihm schlummern.
Was im ersten Band schon auffällt, und in allen weiteren Bänden nur noch, äh, schlimmer wird, ist der verlorene Wortwitz der Übersetzung. Es vergeht kaum eine Seite, auf der man nicht ahnt, dass einem ein Wortspiel oder eine augenzwinkernde Anspielung vorenthalten wird. In einigen Fällen kommt es sogar vor, dass Dialoge einfach nicht funktionieren und Anspielungen keinen Sinn ergeben, wenn man nicht im Hinterkopf hat, wie das Ganze wohl im Original geklungen hätte.
Ich kann mir vorstellen, was für eine steinharte Nuss Harry Potter in Punkto Übersetzung gewesen sein muss: all die Zauberfachbegriffe, Wortspiele, Anagramme, unzähligen Anspielungen, Namen, Querverweise … und das alles, ohne zu wissen, wo die Autorin mit ihrer ganzen Geschichte überhaupt hin will, und von dem wahnwitzigen Publikationszeitdruck einmal ganz abgesehen. Dabei ist so Einiges auf der Strecke geblieben, und das merkt man leider – mal mehr, mal weniger. Mir wurde mehrfach empfohlen, das englische Original zu lesen; mangels Leseroutine englischer Sprache war es für mich jedoch die richtige Entscheidung, die Übersetzungen zu lesen. Wer aber Routine hat, sollte wohl besser zu Rowlings ursprünglichen Werken greifen.
Harry Potter und die Kammer des Schreckens
Joanne K. Rowling (Autor), Klaus Fritz (Übersetzer)
Und wieder ein echtes Kinderbuch: Harry befindet sich in seinem zweiten Jahr auf Hogwarts – und mit ihm zusammen das Böse, das dort sein Unwesen treibt und Gegenstand des neuen Abenteuers ist, das er gemeinsam mit Ron und Hermine bestehen muss. Im Grunde unterscheidet sich die Geschichte kaum von seinem Vorgänger, was das Buch ein wenig langweilig macht.
Dieser Teil hat als einziger Band ein ziemlich massives Schulterzucken in mir ausgelöst, und wären die weiteren Bände nicht eh schon vorhanden gewesen, ich hätte sie mir wohl nicht gekauft. Im Rückblick war Teil 2 aber geeignet, um die Figuren zu vertiefen und ihre Beziehungen untereinander auszubauen, anstatt seine eigene Geschichte zu erzählen: Es ist ein 360 Seiten starkes Sich-Sammeln und Luft-Holen – für den kommenden, dritten Teil.
Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Joanne K. Rowling (Autor), Klaus Fritz (Übersetzer)
Jetzt geht’s lo-hos! Es dauert zwar ein paar Seiten, aber dann wird klar: Hier tut sich ganz arg was. Das hier ist kein Kinderbuch, das ist dunkel, und das ist böse, und das ist gut, und das ist spannend. Drehten sich die ersten beiden Bände lediglich um Harry und seine Erlebnisse in Hogwarts, erfährt man jetzt, dass jenseits der Schulmauern noch eine ganze Menge mehr Zauberwelt lauert – und die ist nicht gerade kindgerecht, sondern richtiggehend furchterregend. Und will zu allem Überfluss auch noch hinein, nach Hogwarts – und zu Harry.
Teil 3 hat mich mit seinem Detail- und Einfallsreichtum absolut überrascht. Ich war so völlig aus dem Häuschen, dass ich die Folgeromane erst einmal beiseitelegen musste, da ich es mit der Angst bekam, ich könne Rowling nach vier Bänden womöglich ebenso über haben, wie einst Austen. Aber: Ich war ernsthaft angefixt, und die Vermutung, dass Frau Rowling sich das alles gar nicht beim Schreiben eines jeden Buches ausdachte, sondern nach einem längst fertigen Masterplan arbeitete, tat ihr Übriges. Diese Schuljahre auf Hogwarts führten tatsächlich irgendwo hin! Mein Gott, war das spannend.
(tbc)
00:10h
Isabo sagt:
Ging mir genauso. Bei Band drei richtig Herzklopfen bekommen, weil es so unfassbar spannend ist, und so toll. Band vier fand ich dann etwas langatmig, und da ich dann also von vier Bänden nur einen so richtig super fand und Band fünf über tausend Seiten hat, habe ich dann aufgehört. Aber vielleicht lese ich irgendwann doch noch weiter - bin gespannt, was du zu den restlichen Bänden sagst.
11:53h
serotonic sagt:
Band vier ist in der Tat deutlich länger, als er sein müsste; ich fand ihn aber trotzdem sehr unterhaltsam und nur ganz selten langatmig. Band fünf hat auch so seine Strecken, ist aber (wenn man das so sagen kann) mein Lieblingsteil. (Ich bin auch schon gespannt, was ich dazu schreibe – vor allen Dingen, wann ;))