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ich möchte diese Gelegenheit und meine noch jugendlich-flexible Psyche für ein paar Worte an euch nutzen. Wisst ihr, früher habe ich mir keine großen Gedanken über euch gemacht. Ihr wart da, machtet euren Job, und die Kiste war für mich gegessen. Vor etwa einem halben Jahr machte ich mir Gedanken über euer Wohlergehen, bei all dem Lärm und dem Krach, der euch täglich umgibt. Heute denk ich sofort Da sind die Arschlöcher ja wieder!
, wenn ich euch zu Gesicht bekomme. Eine gewisse Tendenz ist also nicht von der Hand zu weisen.
Daher warne ich euch vor: Im Alter werde ich meine Faust schütteln und mittels spitzen Regenschirmen nach eurem Augenlicht trachten, ich werde zetern und euch ungewaschene Hurensöhne schimpfen, und selbst wenn ich euch einmal persönlich bräuchte – in meinen eigenen vier Wänden zum Beispiel – ich würde euch im Leben nicht die Türe öffnen, und ein netter junger Nachbar mit gepflegten Nagelbetten und gestärktem Hemdskragen müsste mich mit ruhiger Stimme bei Filterkaffee und Pflaumenkuchen von der Notwendigkeit überzeugen, den Zugang zum Gegenstand eurer Arbeit freizugeben.
Also, liebe Bauarbeiter dieser Welt, kurz und in aller Deutlichkeit: Ich werde das nicht so meinen. Ich bin eigentlich grundgut und weiß, dass ihr weder die Produkte käuflicher Leibesnähe seid (und selbst wenn: der Bus, ihr wisst schon), dass ihr nicht ungewaschen, sondern von Staub und Sand und Dings befleckt durch einen Arbeitstag geht, zu dem ich nicht einmal ansatzweise in der Lage wäre. Dass ihr den Job macht, der mir mein sauberes, mit glatten Wänden, hübsch gefliesten Böden und hygienischen Sanitäranlagen ausgestattetes Bürohasenleben überhaupt ermöglicht. Ich bin euch in gewisser Hinsicht also außerordentlich dankbar. Und wenn all dieser fürchterliche Krach nicht wäre, mit dem ihr immer so urplötzlich in mein Leben dringt und meinen Schöngeist zu einem fluchenden Synapsenbrei umgestaltet, dann würde ich euch, jetzt und hier, sogar ein Tässchen Tee an die Asphaltfräse bringen, mit der ihr heute den Boden vor meinem Carport aufreißt.
In hypertoner Dankbarkeit
Eure serotonic
12:58h
Schäfchen sagt:
Na sei froh das es temporär begrenzt ist.
Geschätze 6m neben meinen Kopfkissen wird ein neues Haus gebaut-seit fast einem Jahr!!!!
Gibt es was schöneres als 6 Tage die Woche um 6.30 Uhr von einer Kreissäge geweckt zu werden? ;-)
Ein inzwischen psychisch geschädigter Langschläfer
*Mitleid bitte jetzt*
12:58h
PatrickSuite sagt:
Hm, dein Blog amüsiert und regt auch im gewissen Sinne mein Gemüt zum Denken an. Wunderbar, sag ich dazu nur!
Einen Blog, den man durch Biss, endlich einer richtigen Rechtschreibung und einem intelligenten Humor besticht. Du hast einen neuen, Blogstalker, der öfter deinen Blog aufsucht.
Liebe Grüße und einen schönen Tag der Deutschen Einheit!
Patrick Suite
16:43h
Matze sagt:
Herrlicher Blog. Da werde ich versuchen müssen meine nicht vorhandene freie Zeit darauf zu verwenden hier ein bisschen tiefgehender Rumzustöbern.
P.S.: Ich hasse Bauarbeiter!
11:54h
serotonic sagt:
Lieber Matze,
das mit dem Rumstöbern find ich gut, das mit dem Hassen nicht so.
Deine serotonic
20:37h
fotozelle sagt:
Einer musste das ja mal sagen, sehr schön.